Diesseits der Brasilianisierung - oder wie der Zug der Lemminge doch noch trockenen Fußes das andere Ufer erreichen kann

Beschäftigungssituation, die öffentlichen Versorgungseinrichtungen und der Staatshaushalt sind in den Zustand der Dauerkrise geraten. Der Absturz in die „Brasilianisierung“, wie es der Soziologe Ulrich Beck einst formulierte, die Angleichung der europäischen Verhältnisse an die dritte Welt wird zu einer greifbaren Bedrohung.

 Ihren Ausgang nahm die Krise in der Globalisierung. Der globale Wettbewerbsdruck zwingt die Industrien zu Produktivitätssteigerungen in einem Ausmaße, dass selbst in den exportstarken Industrien die Beschäftigung zurückgeht. Gleichzeitig dringen Waren aus Billiglohnländern auf unsere Märkte zu Preisen, denen viele Industrien der mittleren Technik – Bekleidung und Leder, Fahrräder und Unterhaltungselektronik, Uhren und Foto - nicht standhalten konnten.

 Der Verlust vieler Felder materieller Wertschöpfung ist der Kern des Problems. Damit schrumpft die Nachfrage nach Dienstleistungen, die Einzahlungen in die öffentlichen Kasse versiegen, gleichzeitig sind deren Beanspruchungen zur Abfederung der wachsender Zahl sozialer Notfälle enorm gewachsen. Ein Ende dieser Entwicklung ist in der herkömmlichen Politik nicht in Sicht.

Gesellschaften sind Systeme und Systeme brauchen Grenzen. An diese einfache Wahrheit müssen wir uns erinnern. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass materielle Wertschöpfung wieder deutlich verstärkt im eigenen Land möglich wird. Dies vor allem in den Feldern mittlerer Technik, die noch viele Möglichkeiten ‚gegenständlicher’ Arbeit bieten. Dafür muss ein ’Membran’ geschaffen werden, die – teildurchlässig – den Warenverkehr auf das versorgungstechnisch notwendige und sinnvolle Maß reduziert.

 Wie ist das machbar? Die unverzichtbare Rolle einer Binnenwährung als „Membran“, die Bedeutung von Small-Scale-Technologien – Techniken, die bereits bei geringem Ausstoß eine wirtschaftliche Gütererzeugung ermöglichen – und schließlich die Perspektive einer „Modernitätsdifferenzierung“ werden in dem Beitrag umrissen.

 Der Weg in die „Regionale Ökonomie“ bedeutet einen Paradigmenwechsel, die Preisgabe vorherrschender Orientierungen. Werden die herrschenden ökonomischen und politischen Kräfte, geläutert, selbst initiativ werden und ihre eigenen Interessen hinterfragen? Wohl kaum! Dieser Paradigmenwechsel kann wohl nur durch eine neue politische Bewegung in Gang gesetzt werden.

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